TAG EINS – Der Aufstieg zur Schwarzwasserhütte
Los gehts. Erstmal führt die Reise nach München rein um dieTeilnehmer/innen einzusammeln. In den letzten Tagen vor dem Kurs hatten sich ein, zwei Teilnehmer entschieden doch lieber mitfahren zu wollen anstatt selbst zu fahren, deshalb fahren Tobias und Julia bei mir mit. Es wird eine nette und unterhaltsame Fahrt nach Oberstdorf, in dessen Gegend man beim Fahren ins Kleinwalsertal rüber dann auch merkt dass dort Schnee liegt. Ausreichend viel Schnee! Meine Sorgen um zu wenig Schnee werden beiseitegefegt. Nice! Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer. *hüpf*
Ankunft am Parkplatz der Ifenbergbahn. Dort gibt es speziell für Tourengeher einen separaten Parklatz. Tagesgebühr beträgt sechs Euro pro Auto. Wer schlau ist, wechselt daheim Banknoten in eine Rolle 1,- € Stücke (25,- € pro Rolle), denn der Automat für das Parkticket nimmt nur Münzen. Also erst mal Drops in die Büchse werfen. 24,- Euro für das Ticket. Das wohl teuerste Stück Papier welches ich in der jüngeren Vergangenheit in der Hand hielt. 😀
Auf zur Hütte
Noch am Parkplatz schnallen wir die Schneeschuhe unter und gehen los. Unschwer geht es vom Parkplatz der Ifenbergbahn über den zugeschneiten, aber gut erkennbaren Forst- und Wanderweg nach oben. Es schneit leicht aus dem bewölkten Himmel. Nicht gerade Kaiserwetter aber gut, draussen ist geil, egal wie das Wetter ist! Wir erreichen bald die Melköde, eine weite Fläche mit zwei Almen. Von dort aus zieht der Weg merklich an, es wird steiler und wir langsamer.
Schwarzwasserhütte. Ich fühle mich abwechselnd an Game of Thrones (Schwarzwasser) und an Krabat erinnert. Landschaftlich würde die Mühle am Koselbruch bei Schwarzkollm hierherpassen. Fehlt nur noch dass der Meister auftaucht und mich „Was soll ich dich lehren? Müllern und das andre auch?“ fragt. Oh oh, ob man den Pakt eingehen sollte? Nach zwei Stunden etwa kommt die Schwarzwasserhütte in Sicht, und plötzlich weht ein traumhafter Duft von Kaiserschmarrn & deftiger Küche uns entgegen. Hunger!
Wir betreten die Hütte durch den Ausrüstungsraum in welchem Ski, Schneeschuhe und Kleidung zum trocknen aufgehängt sind. Kurz setzen wir uns in den Wirtsraum um etwas zu essen, bevor wir die erste Theoriesession haben um anschließend erneut nach draussen zu gehen. Für heute steht gleich das LVS Training auf dem Programm. Wir lernen wie man im Falle eines Lawinenabgangs mit dem LVS Gerät (auch bekannt als „Piepser“) nach potentiell Verschütteten sucht.
Die Suche hat es in sich! Mit den Schneeschuhen an und dem LVS Gerät in der Hand rennen und hasten wir einzeln oder in Zweierteams durch den Schnee, um Signalsuche, Grobsuche und Feinsuche zu üben. Keuch! Auch der rasche Zusammenbau der Sonde wird geprobt, samt Sondierung. Lokalisierung, Sondierung und Ausgraben sollten innerhalb von 15 Minuten geschehen sein. Nach 15 Minuten sinkt die Wahrscheinlichkeit als Lawinenverschüttete/r zu überleben stark…
Bevor wir vollends durchgefroren sind, gibt Alex unsere DAV Trainerin den Rückzug in die Hütte bekannt. Also zurück, die Ausrüstung zum Trocknen im Trockenraum aufhängen, das Quartier im Matratzenlager beziehen und dann zurück in die Stube. Bei einem heißen Kaffee lernt man die Mitglieder des Kurses kennen und wartet hungrig auf das Abendessen. Und das hat uns in keinster Weise enttäuscht. Ein reichliches drei Gänge Menü. Auf der Hütte. NOM!
Nach dem Abendessen gab es eine weitere Theoriesession zum Thema Lawinenkunde, bevor wir bei einem Bier den Tag ausklingen lassen und bereits jenseits der Hüttenruhe in die Federn krabbeln. Mist, ich habe die Ohrstöpsel vergessen.
TAG ZWEI – Kreuzle What?
Raus aus den Federn! Das Matratzenlager war eine Erfahrung 😅. Hoffentlich habe ich nicht zu laut geschnarcht! Während ich beim Zähneputzen stehe, entdecke ich den Sonnenaufgang draußen. Geilo, Kamera geschnappt und nix wie raus. Während die anderen langsam in den Tag starten bzw. zum frühstücken gehen, stehe ich unter einem gelb, orange, rot lilanen Himmel, dessen Farben in das Meer aus weiß um mich herum zu fließen scheinen. Wahnsinn! Ich bin dankbar im hier und jetzt stehen zu können und das erleben zu dürfen.
Aber Ohje, da kommen Wolken! Naja, egal. Zurück in die Hütte und etwas essen um Energie für den Tag zu tanken.
Bereits beim Frühstück wird der Lawinenlagebericht eifrig gelesen und versucht zu interpretieren. Alex gibt uns Hilfestellung und stellt die richtigen Fragen, damit wir lernen was der Bericht für die Tour bedeutet. Rucksack packen, sind Lawinenschaufel und -sonde mit dabei? Die Edelstahlflasche mit dem heißen Tee den der Wirt gemacht hat, die dicken Mountain Equipment Handschuhe als 2. Paar für den Fall der Fälle. LVS Gerät umgehängt und ab, im Trockenraum Stiefel, Gamaschen und Jacke anziehen. Raus.
Es ist zwar mittlerweile bewölkt, allerdings empfängt uns draussen ein Meer aus Weiß. Durch das trübe Licht ist die Orientierung im Gelände gar nicht so einfach. Perfekt für die Ausbildung. Wir laufen zuerst zur Zollhütte um dann weiter zum Gerachsattel zu gehen. Von dort geht es an einer weiteren kleinen Hütte vorbei in richtung Kreuzle. Wir orientieren uns mittlerweile anhand der eingepackten Alpenvereins Karten um den besten Weg für den Aufstieg zu ermitteln. So viel Weiß um uns herum. Man kann sich vorstellen was das bei einem White out bedeuten muss.
Während wir nahe unserem Ziel, dem Kreuzle, eine kurze Pause einlegen kommt plötzlich der Hubschrauber des ÖAMTC angeflogen. Wir signalisieren ihm dass wir keine Hilfe benötigen. Er dreht ab um etwas weiter offensichtlich jemanden im Gelände einzusammeln. Nach dieser weiteren praktischen Lektion die so nicht geplant war, kehren wir um und laufen zurück zur Hütte, nicht ohne aber den Schnee bergabwärts auszunutzen und mit Riesenschritten slidend den Hang runter zu sausen. In der Schwarzwasserhütte angelangt, hängen wir unsere Ausrüstung zum trocknen auf, genießen heißen Kaffee, ratschen und gönnen uns eine heiße Dusche (was für ein Luxus!).
Nach dem Abendessen gibt es eine weitere Runde Unterricht, dieses mal geht es um Tourplanung. Geländebeurteilung in der Karte, Streckenlänge ermitteln, Gehzeit, Richtungsangaben, Planzeiger, Wettervorhersage. Auch heute schließen wir den Tag wieder in einer geselligen Runde in der Stube ab, bevor es zur Hüttenruhe in das zuvor bezogene Bettenlager geht und wir uns in die warmen Decken kuscheln. *Schnurchelratzpopatz*
Weiter geht es in Teil zwei – Schneeschuhtourenkurs beim DAV – Tag 3 & 4.