TUT ES NICHT!! Nochmal: TUT ES NICHT!!! Du bringst dich und andere in Gefahr. Der Tegelbergsteig ist kein
Kindergeburtstag. Für Anfänger bitte an der Einstiegsleiter vorbei gehen und den Gelbe Wand Steig gehen. Mein ernstgemeinter Tipp!
Der Tegelbergsteig. Sagenumwoben und Erfurchtsgebietend. Viel hat man gehört über ihn: “Jedes Wochenende fischt die Bergrettung jemanden aus dem Steig.” “Eigentlich ein Kategorie D Steig.” “Nix für Anfänger. Schlimme Unfälle sind dort passiert.” Hmmm, nicht gerade das was man wissen will. Aber gut, solche Informationen sind natürlich wertvoll wenn man sich im Vorfeld über den Steig informiert. Das lässt einen dann doch vorsichtig werden.
Hier ein mal ein paar Key Facts:
- Eingestuft in die Kategorie C (Tendenz zu C/D)
- Zwei Stunden Kletterzeit
- 350 zurückgelegte Höhenmeter
Die genaue Tourenbeschreibung findet ihr auf bergsteigen.com. Und auch dort wird auf die leicht zu unterschätzende Schwierigkeit hingewiesen. Wenn es nass ist, sollte man den Steig sogar meiden (und da stimme ich definitiv mit überein). Wobei die zurückgelegten Höhenmeter sich jetzt nicht nach viel anhören. Ja, eigentlich…
Die Tour
Christi Himmelfahrt. Brückentag und langes Wochende. Der Wettergott hat versprochen dass es schön wird, da muss das genutzt werden. Ich wollte eh für ein größeres Projekt vorher ein paar Mal Felsberührungen bevor ich mich an jene große Tour wage. Hmmmm, Hindelanger und Mindelheimer Klettersteig sind alle noch zu, Alpspitze auch. Der erneute späte Schneefall macht sich immer noch bemerkbar. Und auf Abenteuer im Schnee habe ich absolut keine Lust. Also… Tegelberg. Gelbe Wand geht eigentlich immer, und eventuell könnte man ja auch den Tegelbergsteig machen. Das entscheide ich vor Ort, also auf.
Los gehts
Ich bin am Freitag früh mal wieder nicht aus den Federn gekommen. Memo an mich: früher ins Bett. Also Rucksack gepackt, Klettersteigausrüstung ins Auto und ab nach Schwangau. Parken kann man wie schon auf bergsteigen.com erwähnt an der Talstation der Tegelbergbahn, kostet drei Euro Parkgebühr. Der Brückentag und das schöne Wetter, sowie der einfach zu erreichende Gipfel über die Bergbahn taten ihr übriges, es war voll mit Touris, Wuah! Wenigstens laufen wesentlich weniger hoch als mit der Bahn fahren 😉 .
Der Zustieg zum Steig geht links der Sommerrodelbahn nach oben, von dort eigentlich immer den Wegweisern zum Gelbe Wand Steig bzw. Tegelbergsteig folgen. Im Anstieg bin ich mit ein paar anderen Klettersteiggeher/innen ins Gespräch gekommen, während wir von unten schon den Stau auf der Einstiegsleiter zum Tegelbergsteig beobachten konnten. Seufz! Da kommt wer nicht weiter 🙁 .
Einstieg in den Aufstieg
Also mal an der Einstiegsleiter die Lage abchecken ob da was geht. Von unten sah der Steig trocken aus. Gut ich packs an, hoch die Einstiegsleiter und gleich danach die erste Crux prüfen ob ich da durch komm. Hui, der nächste Eisenbügel zum drauf stehen ist erst drei bis vier Meter weiter. Bis dahin heißt es Armkraft und sauber gegen den Fels treten! Diese Stelle ist zwar nicht sehr überhängend, trotzdem muss man bis zum nächsten Bügel ohne künstlichen Tritt auskommen. ‘Das sollte den einen oder anderen aussortieren’ dachte ich mir. Im übrigen ist diese Stelle genau dafür gedacht, schön. Meiner Meinung nach ist es keine Schande wenn man hier umdreht, die Leiter wieder nach unten kraxelt und über die Gelbe Wand nach oben geht. Kudos by the way an die unbekannte Dame, die hier umgedreht hat und dann die Gelbe Wand hoch ist.
Denn: Der Schwierigkeitsgrad wird bis auf ein paar Abschnitte zum erholen konstant beibehalten. Wer schon länger klettert und sauber auf Reibung gegen den Fels treten kann, der wird sich nach den ersten Metern pudelwohl fühlen. Alle anderen sollten nach der Leiter wieder absteigen, da es auch keinen Notausstieg gibt. Nochmal: Sauber gegen den Fels auf Reibung treten, und kleine Leisten am Fels als Tritte zu erkennen ist verdammt vorteilhaft.
Das macht dann auch wirklich Laune. Leisten & Tritte am Felsen suchen, Griffe finden, antreten, auf den Trittmöglichkeiten aufstehen und am Stahlseil mit hochziehen oder den Fels greifen, umclippen, Dreipunkthaltung. Das taugt echt. Und die Aussicht ist phänomenal. Forggensee, Füssen, das Alpenvorland. Sauschön!
Fazit
Was für ein Steig, er macht auf jeden Fall Spass wenn man Klettersteig Erfahrung hat, aber auch Erfahrung im Klettern ist auf jeden Fall von Vorteil. Anderenfalls bedenkt bitte, nicht nur ihr selbst bringt euch in Gefahr wenn ihr da unbedarft und unerfahren ran geht. Kletterer, die nach euch kommen und auf euch “auflaufen”, hängen unter Umständen an einer nach aussen oder überhängenden Stelle am langen Arm und müssen warten bis ihr weg/weiter seid. Gottseidank hatte ich meine Bandschlinge mit Karabiner zum Rasten dabei. Ich hab da echt schon den Hubschrauber anfliegen gehört als ich die Person(en) vor mir beobachtet und gewartet habe m( .
Ansonsten macht der Steig Spass, das muss man sagen. Aber ohne (Kletter)Erfahrung… bitte, euch und anderen zuliebe, geht da nicht rein. Hab ich mich jetzt wiederholt?
Ach ja, ein letzter Hinweis: WENN ihr in den Tegelbergsteig einsteigt, seid ihr für diese Entscheidung selbst verantwortlich, nicht dieser Blog 😉 . Das eigenständige einschätzen des Risikos, der persönlichen mentalen und physischen Fitness sowie des Wetters gehört einfach dazu.
Viel Spass am Tegelberg.