VON EINEM DER AUFSTIEG UM DAS STÜRZEN ZU LERNEN
Ich Würschterl will also da rauf. Ich kleiner Schisser mache einen Kletterkurs. Mööp! Von weitem betrachtet sind solche Ideen immer super, genauso wie der Berg von unten easy ausschaut. Geht scho. Bis man dann am Bergfuß steht und hoch schaut. Ähm, kann ich auf Kuba umbuchen? Nein? Och…
Aber zuerst mal zurückgespult an den Anfang. Irgendwann hab ich mir letztes Jahr gesagt ich muss, nein ich will mehr. Mehr Touren, mehr können, mehr (er)leben, mehr wissen was man wie tut und wieso. Warum nicht einen Kletterkurs machen? Irgendwo muss man ja mal anfangen, bouldern und klettersteigen tu ich ja eh schon, es soll höher hinaus gehen und eine neue Qualität erreichen. Einfach machen! Gebucht. Yes. Sechs Abende über zwei Wochenenden verteilt, jeweils drei Stunden. Woooohoooo, Freude galore. Also letzten Freitag früher aus der Arbeit raus, und ab nach Freimann ins Boulder- und Kletterzentrum vom DAV. Ich finds dort im Übrigen recht schön. Umkleiden sind gut, und die Boulder- und Kletterbereiche sind IMHO ausreichend groß.
Wie üblich war ich zeitig dort. Angemeldet, Geld auf die Karte gebucht. Umziehen, warmbouldern. Gleich meiner Trainerin Heike über den Weg gelaufen, “Hallo, wie gehts? Ich bin der Markus”. Ich war natürlich aufgeregt wenn ich mich auf etwas Unbekanntes einlasse; was da passieren wird. Einbinden, Partnercheck, passt das so, Heike? Los gehts im Toprope die Wand hoch. Zuerst bis zur ersten oder zweiten Exe, dann immer höher. “ZU”! Und “AB”. Wieder auf festem Boden dann der Wechsel vom Kletterer zum Sicherndern und den Kletterbuddy sichern. Läuft ja ganz gut soweit, aber was meinst du mit Sturztraining Heike?!?? Also wieder rauf, Kommando “ZU”, ein zwei Züge weiter klettern, mit der Hand gegen die Wand klatschen und loslassen. Wusch, und ab gings ins Seil. Puh, für mich als Sturzangst Schisser eine echte Herausforderung.
Samstag dann das gleiche nochmal, dieses mal bis ganz nach oben klettern wer möchte. Yeeesh, nach 2/3 der Route endet also meine Komfortzone. Ich hatte eine etwas kniffligere Stelle dieser doch recht einfachen Route erwischt und das wars. “ZUUU” und wieder nach unten. Keine Chance! Körperlich sicher zu machen gewesen, vom Kopf her nicht lösbar. Das muss doch einfach gehen hab ich mir gesagt. Nächste Chance Sonntag. Ich habe noch den Alexander Huber im Ohr “Bisher haben wir nur ausprobiert, aber morgen müss ma arbeiten. Jetzt gehts richtig los!”
Hmmm, vielleicht meine Trainerin Heike fragen, ob sie mich in die Sicherung nimmt solange noch nicht alle da sind. Ich will und muss da hoch, ich weiß dass ich das kann. Und Heike nimmt sich die Zeit, sichert mich und ich schaff das echt über den Rand meines Komfortbereichs hinaus zu steigen, und bis ganz nach oben zu kommen. I FUCKING DID IT!! Gott wie geil!! Besser konnte der Sonntag einfach gar nicht enden. Ich habe mich selbst herausgefordert, besiegt und etwas erlebt.
Manchmal reicht es schon, wenn man sich für einen Ritt auf dem Glücksdrachen auf etwas einlässt und mutig ist…